Seeing Hands…

…Massage von Blinden

Es gibt ein Projekt, welches blinde Menschen in Massage ausbildet. Da es hier keine staatlichen Möglichkeiten gibt, behinderte Menschen zu unterstützen und zu ernähren, ist das eine großartige Idee Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die Menschen wohnen und essen dort dann in der jeweiligen Massageeinrichtung und können einer Arbeit nachgehen. Was alles sonst nicht möglich wäre. Die Alternative ist entweder als Bettler auf der Strasse zu leben oder daheim in der Hütte zu sitzen und hoffen das die Familie einen mit durch bringt.

Die Öffnungszeiten sind von 7 bis 22 Uhr, also 15 Stunden, was mich zunächst verwundert. Bis ich dann verstanden habe, das hier nicht in Schichten gearbeitet wird, sondern die Menschen ja einfach gar nichts anderes zu tun haben, als darauf zu warten das in den 15 Stunden jemand den Weg her findet. Das Leben wird nicht unterteilt, wie bei uns in Essens-, Arbeits- und Freizeiten. Sondern alles wird miteinander integriert. Was man auch immer wieder bei anderen Arbeitern sehen kann: keine Unterteilung des Tages, sondern so leben wie es kommt. Deswegen sieht man immer wieder tagsüber Menschen schlafen. Überall. Auf Mauern, Matten, in Tuktuks, an Bäume gelehnt. Obwohl hier mehr und mit Sicherheit unter härteren Bedingungen gearbeitet wird, können sich die Menschen so ihre Gelassenheit bewahren und sind nicht dem Tages-Rythmus-Stress ausgesetzt wie in den westlichen Ländern.

Also, wie ist es nun, sich von einem Blinden massieren zu lassen mit dem man sich zudem nicht verständigen kann? Dem man nicht sagen kann wo es weh tut, welche Operationen man schon gehabt hat und wo er besser vorsichtig sein sollte? Man muss es gar nicht. Viele Jahre Massageerfahrung und die Sensibilität der Nichtsehenden machen es möglich das er jede kleinste Verspannung oder Unregelmäßigkeit im Körper spürt. Ich dachte immer mein rechres Bein hätte viele Schmerzzonen, von dem Unfall damals in Vietnam, aber mein linkes Bein hat lauter geheime Schmerzpunkte, bis jetzt noch unentdeckt. Ebenso meine Arme und Schultern. Findet er nur einen einzigen Punkt, der schmerzt, so wird der ausgiebig behandelt. Beide Körperseiten werden auch nicht nach einem Standardmuster gleich abgearbeitet, sondern individuell nach Bedarf. Er fühlt und tastet sich über den ganzen Körper.

Eine Stunde kostet 6 USD. Und so gehe ich auch den nächsten Tag wieder hin. Diesmal klettert er auf mich drauf und findet noch mehr Schmerzpunkte zum Behandeln. Ich könnte vermutlich locker einen Monat bleiben und es würden noch Punkte übrigsein.

Wirklich eine ganz wunderbare und intensive Erfahrung. Unbedingt empfehlenswert! Beeindruckend ist auch die Herausgabe des Wechselgeldes, für mich sehen die Dollar alle farblos gleich aus, der Blinde braucht sie nicht mal ansehen sondern fühlt die Unterschiede beim Dollar.

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