Das Toraja Land
Im Land der Toraja bestimmt der Animismus über das Leben und den Tod. So ist es die Aufgabe der Lebenden das ganze irdische Leben für den Tod zu sparen. Denn erst hier fängt die Befreiung und das richtige Leben in einer anderen Welt an und genau deswegen kommt es auf die richtige Zeremonie für den Übergang an. Ungefähr eine halbe Million Toraja leben in der Ebene und haben sich bis heute erfolgreich gegen den Islam und christliche Missionare gewehrt. Sie sind verstrikt und verschuldet im Ahnenkult, kostet doch eine Zeremonie mehrere tausend Euro und der Pflicht gegenüber den Nachbarn ist stets nachzukommen, so werden Schweine und Büffel als Gastgeschenke gekauft, ohne wirklich das Geld dafür zu haben. Da dies seit vielen Generationen Tradition ist, sind alle darin verpflichtet und können nicht auskommen. Wer einmal dem Dorf den Rücken kehrt bringt Schande für die Familie und wird nicht wieder aufgenommen.
Im Toraja Land ist man erst tot wenn die Zeremonie vollbracht wurde. Vorher wird man einbalsamiert und in eine bestimmte Richtung aufgebahrt, oft einfach unter dem Schlaflager der Lebenden. Selbstverständlich werden auch jeden Tag Zigaretten und Essen gereicht. Denn der Tote ist ja nach dem Glauben noch nicht gegangen. Der Tod ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Toraja und das ganze irdische Leben wird dafür gespart.
Ich war bei einer rituellen Schlachtung dabei und das ist nichts für schwache Gemüter, besonders die Gerüche in der tropischen Hitze von den Innereien der Schweine und Büffel sind unerträglich. Das ganze Dorf hat sich versammelt und sitzt rauchend und essend in Hütten an dem Festplatz, wo der Reihe nach abgeschlachtet wird was draußen angebunden ist. Laut werden vor jedem Tier die Namen der spendenden Familien vorgelesen, nicht ohne das dies vom Gouverment genauestens dokumentiert wird (wegen den darauf zu entrichtenden Steuern). Dann wird geschlachtet, gestückelt und gemetzelt. Die Innereien und das viele Blut vermischten sich bei meinem Besuch mit dem Dauerregen und verwandelten den ganzen Platz in ein blutiges Schlachtfeld. Unter großem Applaus wurden Stücke oder Hälften der Tiere an Gäste verteilt. Därme und Innereien hingen überall vor dem Platz draußen in den Bäumen und Büschen zum Auslaufen und Trocknen. Kinder machten Seifenblasen und sprangen in dem Blutmatsch rum, das Megaphon plärrte, Menschen sangen und mittendrin wurde geweint. Ich bekam einen Ehrenplatz und natürlich auch Essen angeboten, welchs ich nur unter dem Vorwand einer Mageninfektion ablehen konnte.

Ist dann die Zeremonie, die mal eine Woche dauern kann, vollbracht kann der Tote als tot erklärt werden. Wer Geld hat läßt große oder kleine Puppen nach seinem Antlitz fertigen.
Ganz besonders gut hat es derjenige dann, der im Steingrab liegen darf. Das ist teuer, da mehrere Arbeiter Monate damit beschäftigt sind, Höhlen in große Steine zu schlagen. Die Arbeiter kommen von weiter her und schlafen Monate neben dem Felsen.
Etwas günstiger waren dann die allgemeinen Höhlen, wo sozusagen einer neben dem anderen ruht…

Säuglinge übrigens werden in Bäumen beerdigt, aber nur bis zu dem Zeitpunkt des Zahnwachstums. Der Glaube sagt, das die Seele des Babys mit dem Baum weiterwächst.
Die Landschaft ist wundeschön im Toraja Land und die Bauweisen der Häuser äußerst interessant. Die Tongkonans (Ahnenhäuser) werden auf Pfählen gebaut. Da die Toraja animistische Kopfjäger waren, sind die Häuseransammlungen oft auf strategisch günstigen Erhöhungen zu finden. Die Ausrichtung ist immer Nord-Süd und gegenüber des Wohnhauses befindet sich, ebenfalls auf Pfählen gebaut, der Reisspeicher.

